Neun weitere Stolpersteine in Boppard

73 Jahre nach Kriegsende (8. Mai 2018) wurde neun weiteren, ehemaligen Mitbürgern gedacht, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.
Die Brüder Benedick, aber auch die Söhne der Familie Forst (Wasemstraße 9) waren mutige Menschen, dennoch hatten sie keine Chance gegen das Terrorregime der Nazis. Gunter Demnig sprach bei der gestrigen Steinverlegung davon, dass die Zahl von 6 Millionen ermordeten Juden eine derart abstrakte Größe sei, die sich niemand vorstellen könne. Ein Einzelschicksal dagegen, zumal aus der Nachbarschaft, kann viel mehr berühren und zum Nachdenken anregen. Siegfried Benedick kam nach dem Überleben des Konzentrationslager nach Boppard zurück in sein Haus in der Pützgasse 7. Er lebte dort bis zu seinem Tode. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil dieser Mann – hochdekorierter Kriegsversehrter des 1. Weltkrieges – weiter unter Deutschen leben wollte, obwohl viele Deutsche ihm schlimmes Leid zugefügt und einen seiner Brüder und seine Schwester in Konzentrationslagern  umgebracht hatten. Junge Menschen, Schüler der IGS Emmelshausen und der Fritz-Strassmann-Schule, haben die 9 Einzelschicksale recherchiert, Wohnadressen überprüft und sind dabei ein Stück weit in die Schicksale eingetaucht: Zum Beispiel in jenes von Max Heymann, Absolvent des Kant Gymnasiums, der nach Berlin ging, um als erster in der Familie ein Studium zu beginnen. Dieses wurde ihm verwehrt, da er jüdischer Abstammung war. Er flüchtete nach Südafrika und konnte so wenigstens sein Leben retten.
Der Verein „Boppard setzt Stolpersteine“ wünscht sich, dass weitere Schulen, Lehrer und Schüler auch im nächsten Jahr weitere Schicksale untersuchen und ein Gedenken mit vorbereiten möchten.
 
Die neun Bopparder Bürger im Einzelnen:
• Alma Benedick verh. Heymann (Jg. 1886, deportiert 1942, Krasniczyn)
• Max Heymann (Jg. 1912, Studium Berlin, Lehrverbot 1933, Flucht 1936, Südafrika)
• Siegfried Benedick (Jg. 1881, im Widerstand, verhaftet 1939, Gefängnis Koblenz, deportiert 1942, Theresienstadt, befreit)
• Eugen Benedick (Jg. 1882, im Widerstand, verhaftet 1935, Flucht 1938, Kolumbien)
• Otto Benedick (Jg. 1884, im Widerstand, verhaftet 1939 Gefängnis Koblenz, entlassen 1939, deportiert 1941, Zamosc, ermordet)
• Leo Forst (Jg. 1884, „Schutzhaft“ 1938, Dachau, deportiert 1942, Krasniczyn, ermordet)
• Rosa Forst geb. Süssmann (Jg. 1887, deportiert 1942, Krasniczyn, ermordet)
• Werner Jakob Forst (Jg. 1924, verhaftet 1940, Zwangsarbeit, deportiert 1943, ermordet in Auschwitz)
• Hermann Forst (Jg. 1921, verhaftet 1940, Zwangsarbeit, deportiert 1942, Krasniczyn, ermordet)

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