Am 16. Juni haben die BopparderInnen und BuchenauerInnen die Wahl zwischen den beiden Ortsvorsteherkandidaten Joachim Brockamp (Bürger für Boppard) und Niko Neuser (Sozialdemokratische Partei Deutschlands). Der Stadtverband hat sie daher in der öffentlichen Facebook-Gruppe „Besser Boppard“ um eine Stellungnahme zu bestimmten Themen gebeten, die für Boppard direkte Auswirkungen haben. Zum Teil liegen diese Fragen im direkten Wirkungskreis des Ortsbeirats und des Ortsvorstehers (z.B. die Gestaltung des öffentliches Raumes, die Pflanzung neuer Bäume), zum anderen betreffen sie größere Entwicklungen. Diese – z.B. die Mittelrheinbrücke oder das BUGA-Konzept – werden zwar keineswegs allein durch den Ortsvorsteher beschlossen, sind aber dadurch relevant, dass der Ortsvorsteher als Repräsentant seines Ortsteils die Belange seiner BewohnerInnen kommuniziert. Erwartet er durch einen Beschluss auf Stadt-, Kreis-, Landes- oder gar Bundesebene ganz spezielle Benachteiligungen oder Verbesserungen für seinen Ortsbezirk, sollte er seine Ablehnung oder Zustimmung/ Forderung auch kundtun. Die Stimme eines solchen Vertreters verfügt über Gewicht, sodass es durchaus von Belang ist, dass der Ortsvorsteher gegenüber dem Bürgermeister auch in diesen Fällen seine Position vorbringt und gegebenenfalls auch mit anderen Entscheidungsträgern über die Stadtgrenzen hinaus in Kontakt tritt.
Sobald die Kandidaten Antworten auf die Fragen gegeben haben, werden diese nachfolgend zitiert. Im besten Fall entsteht auf diese Weise eine stärkere Abgrenzung der beiden Kandidaten und eine zusätzliche Entscheidungshilfe. Den beiden Kandidaten wird für die Beantwortung herzlich gedankt.
Thema 1: Mittelrheintalbrücke
„Sind Sie für oder gegen den Bau einer Rheinbrücke bei St. Goar-Fellen? Falls Sie für eine Brückenrealisierung plädieren, wie würden Sie sicherstellen, dass die Bopparder Fähre trotz eventuell sinkender Umsätze und Einnahmen ihren Betrieb nicht einstellt, damit auch zukünftig eine einfache Querung des Rheins bei Boppard, beispielsweise für SchülerInnen und Arbeitnehmer aus Osterspai, Filsen, Kamp und Kamp-Bornhofen, aber auch für Bopparder und Bopparder Touristen, möglich bleibt? Zusätzlich stellt sich bei einer Realisierung ja auch die Frage nach Erhalt des Status „Weltkulturerbe“ für unser Rheintal. Wie sähe da Ihre Einflussnahme aus?“
Antwort von Niko Neuser:
„Träger des Verfahrens sind die beiden Landkreise Rhein-Hunsrück und Rhein-Lahn in Zusammenarbeit mit dem Land Rheinland-Pfalz. Ich gehöre dem Kreistag Rhein-Hunsrück nicht an und habe somit keine eigene Einflussmöglichkeit. Dennoch unterstütze ich die Mittelrheinbrücke. Da die Nutzung der Fähre CO2 einspart (kein Umweg über St. Goar und Fähren Teil des ÖPNV sind, halte ich eine öffentliche Bezuschussung der Fähren für wünschenswert.“
Antwort von Joachim Brockamp:
„Die Mittelrheinbrücke ist schon ein lang ersehnter Wunsch vieler Anwohner beider Seiten des Rheines. Aus meiner Sicht gesehen, sei es privat oder aus geschäftlicher Sicht verspreche ich mir allerdings nicht allzu viel von einer Rheinquerung bei St. Goar Fellen, da ich weder einen näheren Bekanntenkreis dort habe noch einen Kaufkraftzufluss nach Boppard erwarte. Was man aber nicht sollte, sind Expertenmeinungen ignorieren. Die IHK spricht sich z.B. ganz klar für eine Rheinquerung aus. Auch der Tourismus würde zweifelsohne dadurch profitieren, gerade mit Sicht auf die BUGA 2029. Ohne Brücke wird die BUGA 2029 zum Fiasko… weil ich denke, dass die Fährbetreiber zu Stoßzeiten, den zu erwartenden Ansturm gar nicht bewältigen können. An der Mosel z.B. gibt es alle paar Kilometer eine Moselbrücke, allein dadurch können sich Touristen ohne große Anstrengungen auf beiden Uferseiten frei bewegen. Mit ein Grund warum der Moseltourismus so stark ist. Was die Rheinfähre in Boppard betrifft, da mache ich mir keine allzu großen Sorgen, die wird es weiterhin geben, weil gerade die genannten umliegenden Orte keinen Umweg über St. Goar machen werden und auch die Touristen schnellst möglich an ihr Ziel wollen. Was den Status Weltkulturerbe betrifft; die Brücke wurde ja in enger Abstimmung mit der UNESCO an dieser Stelle abgestimmt, von dieser Seite her sollte es daher keine Probleme geben. FAZIT: Die Brücke sollte gebaut werden!“
Thema 2: BuGa 2029
„Haben Sie angesichts der BUGA 2029 schon konkrete Vorstellungen zur Gestaltung unserer Bopparder Rheinallee? Welche positiven Vorbilder in anderen Städten empfehlen Sie als Impressionsanregungen? Wie bewerten Sie die Neugestaltung der Rheinanlagen in St. Goar, Stichwort: „Modellstadt St. Goar“?
Auch stellt sich uns die Frage, ob Sie „grüne Belange“, beispielsweise Fragen des Umwelt-, Klima- und Artenschutzes, umfassend und mit hoher Priorität berücksichtigen wollen?“
Antwort von Joachim Brockamp:
„Zur Erinnerung, es war meine Idee welche ich im Stadtrat eingebracht habe die Bopparder Rheinallee zu einem Ideenwettbewerb was die Gestaltung betrifft auszuschreiben. Dies wurde von der Verwaltung aufgegriffen und vom Stadtrat mit großer Mehrheit zugestimmt. Für mich ist es wichtig, dass das Rheinufer auch im Bereich der zentralen Rheinallee zugängig und erlebbar gemacht wird. Die vorhandenen Rampen in Höhe der Fähre und Kronentor sind hier garantiert gut zu integrieren. Aber auch groß angelegte Treppen mit Sitzgelegenheit (Beispiel Koblenz, Bingen, Mainz und neuerdings in St. Goar) sind nach wie vor voll im Trend. Aber bitte aus Naturstein und keine Betonwüste. (Zwar teurer in der Bauausführung aber bedeutend haltbarer) Was unsere schöne Parkanlage in Richtung Pavillon und dem in Planung befindenden Mehrgenerationenpark betrifft; hier ist mit wenig Handgriffen und Neupflanzungen schnell eine frischer Akzent gesetzt. Randsteine sollten mal neu gesetzt werden, alte verholzte Hecken gegen neue ausgetauscht werden und hier und da der Baumbestand überprüft werden. Das Pavillon grundlegend renoviert und neu in Szene gesetzt werden. Das St. Goarer Modell war wohl gut gemeint aber schlecht ausgeführt. Wennman dort z.B. auf den Treppen zum Rhein sitzt, sieht man vor lauter Beton (Rheinbalkon) den Rhein nicht mehr: Aus meiner Sicht eine reine Fehlplanung!“
Antwort von Niko Neuser:
„Die Rheinallee soll attraktiver, natürlicher und schöner gestaltet werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass der nun gestartete Planungswettbewerb, den die Stadt Boppard mit Unterstützung der SGD durchführt, uns viele gute Alternativen präsentieren wird. Ich bin sehr häufig auf Möglichkeiten angesprochen worden, einen Stadtstrand zu errichten oder die Rheinallee autofrei zu machen. Bereits Anfang des Jahrtausends gab es hier Vorschläge, den Individualverkehr zu reduzieren. Der Wettbewerb wird auch in Abstimmung mit Anwohnern und Hoteliers gute Lösungen erarbeiten. Daran dürfen sich alle Bopparderinnen und Bopparder beteiligen.“
Thema 3: ÖPNV und Verkehr
„Welche Maßnahmen planen Sie um den ÖPNV im Stadtgebiet, z.B. zwischen Buchenau und der Kernstadt, weiter auszubauen? Was sind Ihre Pläne um die Kernstadt autofreier und für Fußgänger und Radfahrer freundlicher zu gestalten? Wie sehen Sie die aktuelle Verkehrsführung in der Kernstadt, konkret die permanente Durchfahrt der Autos durch die Rheinallee, die Christengasse und dem Nadelöhr Eltzerhofstraße?“
Antwort von Niko Neuser:
„Für den ÖPNV ist die Stadt Boppard nicht zuständig. Die Zuständigkeit liegt beim Rhein-Hunsrück-Kreis. Natürlich bin ich für die Stärkung des ÖPNVs in der Hoffnung, dass hierdurch der Autoverkehr in der Kernstadt nicht weiter zunimmt.“
Antwort von Joachim Brockamp:
„Zu meiner Kindheit gab es mit dem Omnibusbetrieb Boos einen sehr gut organisierten ÖPNV zwischen der Kernstadt über Buchenau nach Bad Salzig. Dieser wurde von Jahr zu Jahr immer weniger und letztendlich eingestellt. Der heutige ÖPNV der Firma Zickenheiner ist ganz klar nicht ausreichend und in seiner Taktung viel zu gering. Aber man muss sich auch ganz ehrlich die Frage stellen warum das so ist? Heute hat jeder Haushalt zwei oder mehr Fahrzeuge zur Verfügung… jede Kleinigkeit wird mit dem privaten PKW erledigt… die Kinder werden zum Sport, Musikunterricht oder Freunden von den Eltern mit dem PKW gefahren… wir sind damals mit dem Bus gefahren. Von daher muss von Seiten der Stadt mal ganz klar der tatsächliche Bedarf des ÖPNV zwischen Bad Salzig/Buchenau/Boppard ermittelt werden und ggf. mit einem privaten Busunternehmen ein Fahrplan ausgehandelt werden, welcher dann durch Land/Kreis und Stadt Boppard subventioniert werden muss. Mit Neugestaltung der Rheinallee muss diese natürlich auch Autofrei werden (Ausnahme Busse und Taxis sowie Anlieferverkehr) Die Innenstadt bekommt man eigentlich nur beruhigt, wenn man außerhalb für genügend Parkflächen sorgt (Aufstockung Parkdeck Marienberg bzw. ein weiteres Parkdeck im Bereich unterhalb der Polizei.“
Thema 4: Renaturierung und Beseitigung unnötiger Flächenversiegelung
„Wie stehen Sie zu dem Rückbau unnötig versiegelter Flächen in Boppard und Buchenau im Tausch für mehr Natur? Wie zur Renaturierung von Bächen und zu verstärkten Baumanpflanzungen in den Stadt- und Ortskernen wie auch zur Anlage von Blühwiesen in Teilen der öffentlichen Grünanlagen?“
Antwort von Joachim Brockamp:
„Ich bin klarer Befürworter von Renaturierung von Bächen. Versiegelte Flächen sollten wo es möglich erscheint rückgebaut werden. Jedoch sehe ich da im Innenstadtbereich wenig Alternativen. Das Beispiel von Herrn Scherzinger wieder vermehrt Lehmböden wie Anno Dazumal im Bereich Angertstraße, in die Planungen von zukünftigen Straßenausbauten mit einzubeziehen, hinkt etwas. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die Hauseingänge bei Regen oder im Winter ausgesehen haben, da würden die verantwortlichen der Stadt von den Anliegern ganz schön verflucht werden. Über Baumpflanzungen entlang der Karmeliterstraße und Grünstreifen entlang der Römermauer unbedingt noch einmal nachgedacht werden.“
Antwort von Niko Neuser:
„Ich unterstütze jede mögliche Renaturierung (siehe unsere Planungen im Freibad Boppard mit Renaturierung des Buchenauer Baches) ebenso wie die Anlage von Blühwiesen in den städtischen Grünanlagen. Ideen wie eine essbare Stadt (Andernach), Bewusstseinsbildung (Beispiel Ökologische Fritz-Strassmann Schule, Sensibilisierung der Gartenbesitzer (alle Vorgärten in Deutschland haben mehr Fläche als alle deutschen Naturschutzgebiete)) zusammen, finde ich sinnvoll. Ich bin für die Stärkung des Naturschutzgebietes Hintere Dick in Buchenau.“
Thema 5: Diversität in Bezug zum Amtsvorgänger und zum Gegenkandidaten
„Worin werden Sie sich nach entsprechender Wahl am stärksten zum bisherigen Ortsvorsteher unterscheiden? Wie stehen Sie zu bereits bestehenden Beschlüssen des Ortsbeirates? Werden Sie sich hier für eine schnelle Umsetzung einsetzen? Worin liegen die Unterschiede zwischen Ihren Schwerpunkten und denen Ihres Gegenkandidaten?“
Antwort von Niko Neuser:
„Martin Strömann hat das Amt des Ortsvorstehers von Boppard über 15 Jahre sehr gut ausgeführt. Hierfür sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet. Ich will mich bemühen, bürgernah und sachorientiert das Amt auszuführen. Mit dem stellvertretenden Ortsvorsteher Joachim Brockamp verstehe ich mich sehr gut und bin sicher, dass das auch in Zukunft so sein wird.“
Antwort von Joachim Brockamp:
„Ganz ehrlich habe ich mich zu Beginn dieses offenen Briefes gefragt… wo waren diese Fragen in den letzten fünf bis zehn Jahren an Ortsvorsteher Strömann? In den letzten fünf Jahren durfte ich als stellv. Ortsvorsteher in Vertretung eine Ortsbeiratsitzung leiten und zahlreiche Glückwünsche zu den verschiedensten Anlässen überbringen. Mit allen anderen Aufgaben muss man sich erst vertraut machen denn auch hier zählt… man wächst mit seinen Aufgaben! Mit Niko Neuser komme ich persönlich sehr gut aus… uns verbindet z.B. die Märkter Nachbarschaft und eine gute Zusammenarbeit im Stadtrat. Mein Lebensmittelpunkt verbringe ich seit jeher in Boppard… ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen und arbeite seit nunmehr 34 Jahren auch hier. Meine Vorteile sehe ich ganz klar darin, dass ich nicht nur telefonisch oder per Email erreichbar bin sondern den ganzen Tag auch persönlich in Boppard anzutreffen bin. In vielen Schwerpunkten sind Niko und ich gar nicht weit auseinander… nur in einem… mit mir wird es keine Anstrengungen um einen Titel Bad Boppard geben. Wir haben genügend Attraktionen rund um Boppard, welche uns auchin naher Zukunft den Tourismus sichert… diese gilt es zu erhalten und auszubauen.“
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