Die Fähren sind Kernbestandteil des öffentlichen Verkehrs im Mittelrheintal. Sie allein stellen für die Menschen die Verbindungen zwischen den Städten und Gemeinden über den Fluss dar und nur mit den Fähren ist diese Qualität der Flussquerung weiterhin sichergestellt.
Das würde sich mit einer Brücke über den Rhein schlagartig ändern: Die Fähren stellen dann den Betrieb ein, das ist jetzt öffentlich bekannt. Mit einer völligen oder auch nur teilweisen Verlagerung des Straßenverkehrs zu einer Brücke werden die im Fährverkehr zur Deckung der Kosten erforderlichen Erträge so weit reduziert, dass eine betriebswirtschaftlich verantwortbare Weiterführung der Fährbetriebe auszuschließen ist. Mit weitreichenden Folgen für die Bevölkerung hier: Derzeit kann zwischen Koblenz und Bingen durchschnittlich alle 9 Kilometer der Rhein überquert werden. Ohne Fähren wird die andere Rheinseite im 63 Kilometer langen Welterbetal in weite Ferne rücken, sie wäre nur noch mit dem Pkw über die eine einzige Brücke in Wellmich/Fellen zu erreichen.
Immerhin 15 Kilometer beträgt dann der Hin- und Rückweg von St. Goar nach St. Goarshausen. Das Gymnasium in St. Goarshausen würde für die Schüler von der linken Rheinseite wohl nur noch aus der Ferne zu betrachten sein und auch alle anderen, in Sichtweite auf dem anderen Flussufer gelegenen Orte würden nachhaltig voneinander getrennt, Schulen, Ausbildungs- oder Arbeitsplätze am anderen Flussufer in viel zu weite Ferne gerückt. Ärztliche Behandlungen auf der anderen Rheinseite wären immer mit der Frage verbunden: „Wie dort hinkommen“? Die Auswahl eines Krankenhauses auf der anderen Rheinseite oder Besuchsfahrten dorthin wären mit langen Anreisewegen vom Pkw abhängig und starke Einschränkungen oder vollständiger Abbruch sozialer Bindungen zwischen den Menschen die Folge. Touristen müssen in Kauf nehmen, dass der Rhein „nur noch mit Auto geht“.
Wer eine Brücke fordert, der MUSS im gleichen Atemzug sagen, wie die Menschen ohne diese gravierenden Einschränkungen dann den Rhein überqueren sollen. Denn, mit der einseitigen Forderung nach einer Brücke wird billigend der Verlust der Lebensqualität aller Menschen hier in Kauf genommen.
„Wir müssen weg vom einseitig propagierten und an den Bedürfnissen der Menschen hier komplett vorbeigehenden Brückendenken. Die Forderung nach dem Erhalt und Ausbau aller Fährstandorte am Mittelrhein muss in den Vordergrund gerückt werden. Die Zeit ist gekommen, umzudenken“, das war der „Rote Faden“ beim Jahresrückblick der Bürgerinitiative Rheinpassagen. Deren Fazit: Die Verkehrszukunft am Rhein braucht dauerhaft deutliche Verbesserungen für Alle und keine Einschränkungen in der Qualität der Rheinquerung. Verbesserte Fährzeiten, komplette Einbindung aller Fähren in den ÖPNV mit Anerkennung der Fahrscheine aller Verkehrsträger, Abstimmung mit Bussen und Bahnen und ein neues Tarifsystem müssen auf den Weg gebracht werden. Das ist die Verkehrszukunft am Mittelrhein.
Nur eine einzige Mittelrheinquerung zu etablieren ist eindeutig die schlechteste Lösung für die Menschen hier. Der Fluss wird zur Grenze.
Klaus Thomas, Mario Pott, Otto Schamari
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