BUGA 2029 – Boppard darf kein zweites St. Goar werden!

Eine Modellstadt für den Mittelrhein sollte St. Goar durch seine Neugestaltungen werden, die 2012 begonnen und nun allmählich zu ihrem Abschluss kommen. Und tatsächlich bietet sich beim Besuch der neuen Rheinanlagen ein unvergessliches Bild, das in Staunen versetzt. Man stellt mit Entsetzen fest, wie die bei Touristen international geschätzte Stadt gegenüber der Loreley in enormem Ausmaß versiegelt wurde.

Fast baumfrei präsentieren sich nun die Rheinanlagen und die Plätze, nachdem zahlreiche, sehr alte Exemplare gefällt wurden. Neupflanzungen werden Generationen brauchen, bis sie wieder eine Größe erreicht haben, in der sie weithin sichtbar das Stadtbild verschönern, die Luft verbessern, im Sommer Schatten und Kühle bieten, Vögeln und Insekten eine Möglichkeit zum Leben in Sankt Goar bieten. Vorausgesetzt, man lässt sie in Ruhe wachsen und schneidet sie nicht fortwährend kurz oder fällt sie gar komplett. Aber auch an jungen Bäumen mangelt es insgesamt, am sogenannten Rheinbalkon steht sehr einsam ein einzelner in der grauen Leere.

Deutschland steht mitten im Klimawandel, das Artensterben hat unglaubliche Ausmaße angenommen, sodass jüngst einige BürgerInnen durch zivilen Ungehorsam zur Umsetzung von Lösungen auffordern (vgl. ‚Extinction Rebellion‘). Und doch stimmte die Mehrheit eines Stadtrates Planungen zu, die genau zu diesen Problemen beitragen, als sei die eigene Stadt von der globalen Entwicklung ausgenommen und als komme es auf diese nicht an. Nistmöglichkeiten und Blüten stehen in St. Goar jetzt jedenfalls in deutlich geringerem Maße zur Verfügung, dafür massenhaft Parkplätze und breite Straßen.

Eine solche ökologische Wüste und trostlose Fläche verschiedener Beton- und Steinarten ist eine immense Fehlplanung, die unsere Nachbarstadt ihres Charmes und ihrer Lebens- und Aufenthaltsqualität beraubt und auch die umgebende (oft historische) Bausubstanz geringschätzt. Das Beispiel St. Goar hat leider gezeigt, dass die Gefahr von Versiegelung auch in der heutigen Zeit real ist.

Für uns Grüne ist jedenfalls klar: Umgestaltungen der Bopparder Rheinallee und Maßnahmen im Rahmen der Bundesgartenschau dürfen sich auf keinen Fall dieses ‚Modell‘ zum Vorbild nehmen. Wir schätzen die vor über hundert Jahren angelegten, einzigartigen Rheinanlagen und den alten Baumbestand, von dem wir heute so stark profitieren. Bereit sind wir allein zu sorgsamen, durchdachten und tatsächlich zukunftsträchtigten Veränderungen. Daneben müssen wir durch mehr Neupflanzungen im Stadtgebiet und konsequenten Baumschutz unseren Beitrag dazu leisten, dass genügend Bäume nachwachsen und eines Tages die alten ‚ablösen‘. An mehreren Stellen sollten Blühwiesen entstehen, die Mahd reduziert, Bäche renaturiert werden. Zu beachten ist bei der Bepflanzung auch die Auswahl der Sorten, diese müssen im zunehmend wärmeren und trockeneren Klima beständig und wertvoll für die Tierwelt sein (Forsythien beispielsweise sind für Insekten nahezu nutzlos).

Für all diese Maßnahmen bedarf es einer starken, grünen Stimme im Bopparder Stadtrat und den Ortsbeiräten – zur Wahl am 26. Mai 2019 und darüber hinaus bitten wir, Bündnis 90/Die Grünen, um Ihre Unterstützung!

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